„The Singing Detective" (2003, Autor: Dennis Potter) handelt davon, wie ein Autor, der an einer schweren Hauterkrankung leidet, durch seine Phantasie fast verrückt, schließlich aber gesund wird. Diese Geschichte wird als ein Cocktail aus Szenen im Krankenhaus, aus der Vergangenheit und aus einem Film Noir-Drehbuch der Hauptfigur Dan Dark präsentiert. Der Zuschauer weiß nur dann, auf welcher Ebene er sich gerade befindet, wenn der Autor es will. Figuren springen von der einen in die andere, die verschiedenen Ebenen kommentieren sich gegenseitig.
Während einer schmerzlichen Behandlung kündigt Dark an: I'm gonna go back to my bed. It's vivid and exciting there. Dort kann er sich in die Welt seines Drehbuchs flüchten, denn die Realität kann nie bieten, was die Fiktion vorgaukeln kann: Accept the sky. Accept the birds. Accept birdshit. Als sein Psychiater ihm etwas aus seinem Roman vorlesen will, beschimpft er ihn, denn wie soll er sich in eine Welt flüchten, die ihm als Fiktion offenbart wird? Am Ende erschießt Darks Alter Ego ihn, damit er seine Wiedergeburt erleben kann.
Der Film mischt schwarzen Humor, satirisches Musical, Film Noir und Psychodrama, vermengt Wahrheit und Fiktion zu einer unwiderstehlichen Melange, die einem die hässliche Fratze der realen Welt zeigt, in eine fiktive Welt flüchten lässt und den Zuschauer schließlich anhand von Dark deutlich macht, dass man immer zurück in die Realität und sich ihr stellen muss. Nur so kann Dark das äußere Symbol seiner inneren Verletzung überwinden.
Die Hauptfigur ist wohltuend unsympathisch gezeichnet: Als ein asiatischer Doktor mit untypischem Sprachfehler ihn fragt, How rong er seine Krankheit schon habe, antwortet Dark: How rong? Since Pearl Harbor. Trotzdem fühlt man mit Dark, da man merkt, dass seine Wut ihre Wurzeln in einer tiefen Verletzung hat: I’m a prisoner in my…my own skin. I’m a fucking kid again. Letzteres ist auch ein erster Hinweis darauf, dass ein traumatisches Kindheitserlebnis die Ursache seiner Krankheit sein könnte. Als Kind erwischte Dark seine Mutter in einer Scheune (englisch: barn) mit einem anderen Mann, erzählte es seinem Vater und verdrängt seine empfundene Mitschuld am Tod seiner Mutter: You’re not gonna catch me feeling the feeling.
Die folgende Assoziationskette aus dem Film bringt auf den Punkt, was ich an ihm so liebe. Der Psychiater gibt dabei jeweils das erste Wort vor: You. Me? Me. Tarzan. Jungle. Manhattan. Muggler. Baghdad. Arms. Hands. Clap. Promiscuity. Free. Gift. Giver. Sucker. Mouth. Fangs. Wolf. Whistle. Scream. Silence. Young. Green, Old. Mick Jagger. Rock. Cradle. Crash. Dream. Wake. Sleep. Lie. Tale. Writer. Liar. Sentence. Prison. Cage. Barn. Mother. Murder. Love. Fraud. Passion. Pretence. Woman. Fuck! Fuck. Dirt! Dirt. Death. Start. Stop! (Pause) Nice game. It’s just words, right? Nahezu jede Dialogzeile und jede Szene haben eine doppelte Bedeutung. Ich würde auch gerne „nur Worte” schreiben.
Cheerio
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