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Mittwoch, 18. Februar 2009

The International

Autor: Eric Singer
Regisseur: Tom Tykwer
Cast: Clive Owen, Naomie Watts, Armin Müller-Stahl

The International macht es sich selbst nicht gerade leicht: Über den Spannungsgehalt des Titels lässt sich streiten, aber der Trailer
http://www.cinefacts.de/kino/film/34927/the_international/filmtrailer.html
lässt nun wirklich keine Spannung aufkommen und verrät doch gleichzeitig das Finale. Einzig das Poster macht ansatzweise neugierig. Die zeigt sich dann auch in dem bescheidenem Einspielergebnis bisher:
http://www.imdb.com/chart/

Folgich war es hauptsächlich die sehr positive Kritik der CINEMA (die leider auch schon mal lesenswerter war), die mich gestern trotz Wind und Wetter ins Kino gehen ließ: Es handle sich um einen "Verschwörungsthriller mit einer Action-Szene, die in die Filmgeschichte eingehen dürfte."
http://www.cinema.de/kino/filmarchiv/film/the-international,3495095,ApplicationMovie.html

Ich sehe gerade, dass sich die Wertung der Redaktion von einem stolz erhobenen zu einem schräg geneigten Daumen verändert hat, wodurch sie sich meiner angleicht. War ja klar, dass ich mal wieder recht habe ;) Es ist wirklich schade, dass der Film sich schlechter vermarktet als er ist. (Sollte dies nicht anders herum laufen? Die Scary Movies packen alle 11 Gags pro Film in den Trailer, die dann sehr witzig sind.) Denn The International ist ein smarter Thriller mit phantastischen Locations (und Naomie Watts!). Was will man mehr? (Mehr Naomie Watts?)

Der Film beginnt in Berlin, geht über New York (natürlich), Lyon und Italien bis nach Istanbul und jeweils werden unverbrauchte Locations prachtvoll in Szene gesetzt. Dabei bleibt der Film stets ebenso allglatt wie die bösen Bänker und überall lassen die gläsernen Fassaden der Hochfinanz vermuten, man wüsste, was hinter ihnen vorgeht. Dazu kommt ein toller Cast mit altbekannten "Charakterdarstellern" (eine nette Bezeichnung für "nicht jung und gutaussehenden genug für eine Hauptrolle") wie James Rebhorn und Jack McGee. Und das alles natürlich unter der gekonnten Führung von "unserem Tom". Durch ihn sind "wir" jetzt ja auch noch Hollywood.

Die "Action-Szene, die in die Filmgeschichte eingehen dürfte", findet in einem Nachbau des Guggenheim-Museums statt. Dessen geschwungener weißer Aufgang passt perfekt zum Thema des Films: Aalglatt schlängelt sich die Finanzverschwörung nach oben und produziert eine Spirale, die niemand aufhalten kann. Die Szene selbst ist sicherlich nicht so einzigartig, wie die CINEMAkritik vermuten lässt, doch packend ist sie allemal. Am Ende ließ sich ein beliebtes Element eines "einer gegen viele"-shootouts dann aber wohl doch nicht vermeiden: Da am unteren Ende des Bogens zahlreiche Schergen auf den Helden warten, macht er, was auch Bruce Willis tun würde. Er schießt in die Luft, eine Halterung reißt und Metallstreben knallen auf die Köpfe der bösen Buben. Ein Klassiker! Und nein, das ist in meinen Augen kein Spoiler.

Bleibt das Drehbuch, das mir, wie vielleicht schon aufgefallen ist, immer besonders wichtig ist. Was nützen schöne Bilder, wenn die Story schlecht und die Dialoge flach sind? (Nichts gegen einen dummen Actionfilm ab und an! Echt nicht.) Eric Singer führt den Zuschauer überraschend gekonnt (es ist schließlich sein erster Film) in und durch die oft kompexen Intrigen der Finanzwelt und schafft es ein potentiell trockenes Thema auch in den langsameren Momenten interessant zu halten. Doch wie immer gibt es auch hier ein paar Dinge auszusetzen:

1. Ein intelligentes Drehbuch sollte man nicht durch pseudointelligente Dialoge verhunzen. Die Grenzen sind nämlich fließend. Wer erkennt die dämlichen?
- Es gibt das, was du hören willst, das was du glauben willst und dann gibt es noch die Wahrheit.
- Du musst gehen, damit ich es nicht tun muss.
- Man beginnt immer besser als man endet.
- Manchmal muss man sich entscheiden, welche Brücken man abreißt und welche man überquert. Ich bin die, die du abreißt.
Na? Kleiner Tipp: Es sind mindestens die geraden.

Spoiler!!!
2. Eine Geschichte braucht ein Ende. The International hat keins. Oder zumindest kein befriedigendes. Es ist schon klar, dass ein Film, der die intrigante Finanzwelt als sechsköpfige Hydra zeichnet, nicht damit enden kann, dass der Bösewicht besiegt und alles hi ha happy ist. In der letzten Szene siegt Salinger (Owen) genregenormt auch noch moralisch über den Bösen, indem er ihn nicht töten kann, doch bequemerweise erledigt ein anderer die Drecksarbeit für ihn. Und dann: Ende. In den Credits wird nachgelieftert, dass danach alles so weiterläuft wie bisher. Ich finde es erzählerisch immer sehr unbefriedigend, wenn mir am Ende eines Films gesagt wird, dass alles Gezeigte keinerlei Bedeutung hatte. Genauso ging es mir bei dem eigentlich auch nicht schlechten Gangs of New York.

Was hätte man also anders machen können? Ein Happy End würde sich aufgezwungen anfühlen. Bleibt nur, das konsequent durchzuziehen, was man in The International erst in den Credits nachliefert: Mache die Geschichte zu einer wahren Tragödie, lasse den Helden mit wehenden Fahnen untergehen oder sich in einem finalen Racheakt korrumpieren! Lass die Helden und damit die Zuschauer die vernichtende Macht über unser aller Köpfe spüren. Leider hat der Film weder das Herz für ein Happy End, noch den Mumm ein Ausrufezeichen zu setzen. Es bleibt bei
...
Spoilerende!!!

Fazit: The International bleibt ein hochinteressanter, spannender Thriller, mit leichten Abzügen für das abrupte Ende.

Cheerio

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