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Dienstag, 7. April 2009

Miller's Crossing


Inhalt: Leo (Albert Finney) ist Gangsterboss einer kleinen Stadt im Osten der USA zu Zeiten der Prohibition. Gangster Johnny Caspar (Jon Polito) fordert wegen eines Zwischenfalls den Kopf des Kleinganoven Bernie Bernbaum (John Turturro). Entgegen dem Ratschlag seines Beraters Tom Reagan (Gabriel Byrne) verweigert er Caspar diese Gefälligkeit. Leo ist nämlich mit Bernbaums Schwester Verna (Marcia Gay Harden) liiert. Damit beschwört er eine Fehde zwischen ihm und Caspar herauf. Reagan gerät in das Kreuzfeuer der beiden. Heimlich trifft er sich mit Verna, ist dem Gedanken jedoch nicht abgeneigt, Bernie aus dem Weg räumen zu lassen. Er versucht, Leo und Caspar gleichermaßen zu manipulieren, gerät an Bernbaum persönlich und muss zusehen, dass Verna von alledem nichts erfährt. Eine blutige Eskalation der Situation scheint vorprogrammiert, zumal Reagan bis zum Hals in Spielschulden steckt und die Geldeintreiber ihm auf die Fersen sind.
FILMSTARTS

Hier der Trailer:


Der Film erschien 1991 und spielte in den USA lediglich 5 Mio. ein. Die Kritikergemeinde war dem Film gegenüber jedoch sehr wohlwollend und verglich ihn sogar mit Mafia-Filmen wie Der Pate 3 und GoodFellas, wobei alle im gleichen Jahr erschienen sind. Das ist insofern passend, als dass die Figuren dem Gangsterfilm der 30er Jahre entnommen sind. Doch der Stil (allein die Hüte!) ist ganz klar mit dem Film Noir verwandt. Heraus kamen von dem damaligen Kameramann Barry Sonnenfeld (Men in Black, Pushing Daisies) wundervoll komponierte und ausgeleuchtete Szenen, die allerdings durch den Coen-schen Humor einen ironischen Beigeschmack bekommen. Wie etwa auch in Intolerable Cruelty (Screwball-Komödie) beherrschen sie klassiche Filmgenres ebenso, wie diese in einem Metatext zu kommentieren.

Die Coen Brüder haben wieder einmal einen Wahnsinnscast zusammengestellt: Gabriel Byrne, Marcia Gay Harden, John Turturro, Albert Finney, Jon Polito und Steve Buscemi spielen Figuren, die mit mal mehr mal weniger überzeugender Coolness versuchen in der Gangsterwelt zu überleben. Denn: Wer seine filmkonventionell geprägte Fassade fallen lässt, der muss in einer Welt, in der nur die härtesten Männer sich behaupten können, untergehen.

Folgende Dialogszene ist zentral für das Verständnis des Films:
Verna: What're you chewin' over?
Tom: Dream I had once. I was walkin' in the woods, I don't know why. Wind came up and blew me hat off.
Verna: And you chased it, right? You ran and ran, finally caught up to it and you picked it up. But it wasn't a hat anymore and it changed into something else, something wonderful.
Tom: Nah, it stayed a hat and no, I didn't chase it. Nothing more foolish than a man chasin' his hat.

SPOILER!!!!!
Die Bedeutung des Huts wird bereits im Intro angedeutet, wenn man einen in eben jenem Wald sieht, wie er weggeweht wird, in dem Tom später (fast) sein Leben verliert. Erst in dieser Szene beginnt man die Symbolik des Intros zu verstehen: Wer den Hut verliert, ist ein toter Mann. Das Einzige, was Tom rettet, ist Glück. Ironisch, wenn man bedenkt, dass eben dieses ihm enorme Spielschulden eingebracht hat. Miller's Crossing hat einen kleinen Twist am Ende: Tom hat seinen Seitenwechsel nur fingiert um Caspar näher zu kommen und ihn erledigen (lassen) zu können.
SPOILERENDE!!!!!

Die Einzelheiten des Plots werden zum Schluss hin ein wenig rasch abgehandelt und bestätigen das anfängliche Gefühl, dass der Film am stärksten ist, wenn er sich auf die Figurenzeichnung konzentriert. Das Ausarbieten des Plots hat die Coen Brüder übrigens so sehr in Anspruch genommen, dass sie, um sich freizuschreiben, Barton Fink (und mit ihm einen großartiges skurilles Psychodrama) schrieben. So eine Schreibblockade hätte ich auch gerne einmal.

Wie immer in einem Coen-Film (und diese Prädikatsbezeichnung haben sich die Oscargewinner redlich verdient) zu erwarten, sind die Dialoge das Salz in der Schöne-Bilder-Suppe und entwickeln eine ganz eigene Logik:
Caspar: It's gettin' so a businessman can't expect no return from a fixed fight. Now, if you can't trust a fix, what can you trust? For a good return, you gotta go bettin' on chance - and then you're back with anarchy, right back in the jungle.

Barry Sonnenfeld meint in den DVD-Extras: "Ein schöner Film über Männer mit Hüten." Dem ist nichts hinzuzufügen. AMAZON.

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